Materialien

Als ich nach der Geburt meiner ersten Tochter nach Stillmode suchte, fiel mir dabei auf, dass vor allem modische Stillmode oftmals aus synthetischen Fasern besteht. Was nicht verwunderlich ist, denn die sogenannten Chemiefasern machen ca. 75% der weltweit produzierten Textilfasern aus.[1] Bei den Chemiefasern wird zwischen synthetischen Fasern und cellulosischen Fasern, also chemisch hergestellten Fasern mit natürlichem Ursprung, unterschieden. Letztere haben nur einen Anteil von weniger als 10% an der weltweiten Produktion.[2]

Die Vorteile bei der Verwendung von synthetischen Fasern aus Herstellersicht sind zum Beispiel, dass die Fasern jeglichen Wünschen entsprechend hergestellt werden können – egal ob dick, dünn, elastisch oder fest. Allerdings werden sie aus Erdöl hergestellt und verbrauchen in der Produktion extrem viel Energie. Polyester ist die synthetische Faser, die mit Abstand am häufigsten eingesetzt wird. Sie ist robust, schnelltrocknend, formbeständig und (noch) günstig. Allerdings kann Polyester Feuchtigkeit nicht gut aufnehmen, begünstigt deshalb Schweißgeruch und kann die Haut irritieren – Eigenschaften, die für mich als stillende Mama absolute No-Gos sind. Aber auch aus ökologischer Sicht ist die Verwendung von Polyester bzw. die Verwendung von jeglichen synthetischen Fasern bedenklich, da sie nicht biologisch abbaubar sind und bei jedem Waschgang Mikroplastik verlieren. Etwa 35% des Mikroplastiks in den Weltmeeren stammt von synthetischen Textilfasern.[3] Zudem werden bei der Herstellung giftige Chemikalien eingesetzt, die die Umwelt extrem verschmutzen.

All diese Fakten führten mich zu dem Entschluss auf synthetische Fasern weitestgehend zu verzichten. Weitestgehend – denn die Formbeständigkeit meiner Stillmode wäre ohne den Einsatz von Elasthan nicht möglich gewesen. Nicht nur die Mama bewegt und zieht an einem Stilltop mehrmals am Tag. Auch ihr Baby hält sich am Stilltop fest oder spielt damit. Dass sich die Brustgröße zwischen dem Milcheinschuss und dem Abstillen immer wieder ändert, kommt noch hinzu. Um die Stillmode langlebiger und somit nachhaltiger zu gestalten, müssen die eingesetzten Stoffe immer wieder in ihre Form zurückfinden können. Formbeständigkeit ist somit eine Eigenschaft, auf die ich nicht verzichten möchte. Daher wirst du immer auch einen Anteil an Elasthan in meiner Stillmode finden.

Bio-Baumwolle

Unter den Naturfasern ist Baumwolle wohl die bekannteste und weitverbreiteste Faser auf der Welt. Baumwolle ist angenehm auf der Haut, atmungsaktiv, saugfähig, strapazierfähig und vielseitig einsetzbar. Allerdings wird für den Anbau von Baumwolle sehr viel Wasser benötigt: Für die Produktion von einem Kilogramm Baumwolle werden 11.000 Liter Wasser verbraucht.[4] Zudem werden beim konventionellen Baumwollanbau giftige Pestizide eingesetzt. 

Anders ist es beim kontrolliert biologischem Anbau. Dort wird nicht nur weniger Wasser verbraucht, sondern auch auf den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden und Kunstdünger verzichtet. Auch wird durch eine abwechslungsreiche Gestaltung der Fruchtfolge der Boden geschont. Umweltschädliche Methoden und Gentechnik sind untersagt. Die Ernte erfolgt per Hand, was sich nicht nur positiv auf die Qualität der Baumwolle auswirkt, sondern auch auf den Energieverbrauch. Auch der Verzicht auf giftige Schädlingsbekämpfungsmittel kommt den Bauern und der Natur zugute.

Die Baumwolle, die für die Stoffe meiner Stillmode verwendet wird, ist nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert. Der weltweit führende Standard definiert Kriterien für eine umweltverträgliche und sozial verantwortliche Herstellung. Neben den ökologischen Kriterien, zu denen die biologische Rohstoffgewinnung und der Verzicht auf schädliche chemische Zusätze gehören, beinhaltet der Standard soziale Kriterien, die die Arbeiter schützen. Darunter fallen zum Beispiel die sichere und hygienische Arbeitsumgebung, der Verbot von Zwangsarbeit und Kinderarbeit sowie reguläre Arbeitszeiten und sichernde Mindestlöhne.

Auch alle Brand, Size und Care Labels, die du in der Innenseite meiner Stillmode findest, sind aus GOTS-zertifizierter Baumwolle.

Alle Produkte aus Bio-Baumwolle findest du hier.

LENZING™ ECOVERO™ Viskose

Viskose wird aus natürlich vorkommenden Rohstoffen hergestellt. Als Rohstoff dient die in Holz enthaltene Cellulose, die in einem chemischen Verfahren zu Fasern verarbeitet wird. Man sagt daher auch, dass Viskose halbsynthetisch ist. Viskose ähnelt optisch der Baumwolle und besitzt auch ähnliche Eigenschaften. Sie ist pflegeleicht, angenehm auf der Haut und absorbiert Feuchtigkeit. Aus ökologischer Sicht ist es von großem Vorteil, dass Viskose auf einem nachwachsenden Rohstoff basiert und für die Herstellung kein Erdöl verwendet wird. Außerdem wird für die Produktion von herkömmlicher Viskose nur halb so viel Wasser verbraucht wie für die Produktion von Baumwolle. Neue Viskosefasern wie TENCEL™ verbrauchen sogar nur 20 Liter pro Kilogramm.[4] Nachteile für die Umwelt hat die Viskose aber dennoch: das Viskoseverfahren ist aufwändig und verbraucht viel Energie. Auch werden große Mengen an Chemikalien und Dämpfen freigesetzt, die für die Arbeiter gesundheitsschädlich sein können. Rund 83% der Viskoseproduktion findet in China, Indien und Indonesien statt.[5] Die Zustände und Arbeitsbedingungen dort, gerade im Umgang mit solch schädlichen Chemikalien, sind mit den europäischen Standards nicht vergleichbar. 

Das österreichische Unternehmen Lenzing ist einer der Marktführer in der cellulosischen Chemiefaserherstellung und bietet mit ihren LENZING™ ECOVERO™ Fasern einen neuen Standard für umweltbewusste Viskose. Die Fasern werden nach hohen Umweltstandards hergestellt. Bedeutet konkret, dass das verwendete Holz aus zertifizierten und kontrollierten Quellen stammt (FSC® und PEFC™) und dass LENZING™ ECOVERO™ Viskosefasern durch das spezielle Herstellungssystem im Vergleich zur herkömmlichen Viskose mit deutlich weniger Wasser und fossilem Energieeinsatz hergestellt werden. Die Fasern sind nach dem international anerkannten EU Ecolabel zertifiziert, das nur Produkten verliehen wird, die während ihres gesamten Lebenszyklus eine deutlich geringere Umweltbelastung aufweisen.

Die LENZING™ ECOVERO™ Viskose, die ich für meine Stillmode verwende, ist angenehm weich, fällt schön und hat einen leichten Glanz. Alle Produkte aus LENZING™ ECOVERO™ Viskose findest du hier.

Quellen

[1] M. Hohmann: “Weltweite Produktionsmenge von Chemie- und Textilfasern bis 2019”, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/6331/umfrage/weltweite-produktionsmenge-von-textilfasern-seit-1975/ 18.04.2021

[2] Textile Network: “Jahresprognose weltweite Faserproduktion 2018”, https://textile-network.de/de/Technische-Textilien/Fasern-Garne/Jahresprognose-weltweite-Faserproduktion-2018 18.04.2021

[3] Julien Boucher, Damien Friot, „Primary Microplastics in the Oceans: a Global Evaluation of Sources“, https://www.iucn.org/content/primary-microplastics-ocean 03.05.2021

[4] Der grüne Faden: „Die durstige Kleidung - Wasserverbrauch in der Textilindustrie“, http://dergruenefaden.blogspot.com/2018/06/die-durstige-kleidung-wasserverbrauch.html 06.05.2021

[5] Sarah Beekmann: „Viskose: Eigenschaften und Nachhaltigkeit der Kunstseide“, https://utopia.de/ratgeber/viskose-eigenschaften-und-nachhaltigkeit-der-kunstseide/ 07.05.2021